Die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft hat einen tiefgreifenden technischen, sozialen und kulturellen Transformationsprozess eingeleitet, der sich mittlerweile auch immer stärker in das Gesundheitssystem drängt. Der Hebammen IT-Campus (HeITCa) hat werdende Hebammen unterstützt, ihr Berufsbild dem digitalen Zeitalter anzupassen.
Der Bedarf an Hebammen steigt mit der wachsenden Geburtenrate in der Bevölkerung weiter deutlich. Diese hohe Nachfrage kollidiert, insbesondere in ländlichen Regionen, mit der Verfügbarkeit von Hebammen bzw. ihrem Zeitbudget. „Digitale Angebote helfen, diese Herausforderungen zu bewältigen, sodass sowohl Hebammen als auch betreute Frauen und Familien flexibel und unabhängig von vorgegebenen Zeiten z.B. Übungen und Inhalte wiederholen können – wovon beide Seiten profitieren“, so Dr. Margitta Rudolph, Geschäftsführerin der Volkshochschule Hildesheim (VHS).
Das Projekt wurde konzipiert und umgesetzt in einer engen Kooperation zwischen der Volkshochschule Hildesheim, dem St. Bernward Krankenhaus und durch finanzielle Unterstützung der N-Bank (europäischer Fond). „Jede Institution hat in das Vorhaben ihre besonderen Schwerpunkte einfließen lassen – die Volkshochschule ihre besondere Kompetenz im pädagogischen Umgang mit digitalen Inhalten und das St. Bernward Krankenhaus die eigentliche medizinische Ausbildung der Hebammen“, sagt Dr. Alexey Ponomarev, Projektleiter seitens der Volkshochschule.
„Aktuell ist die Anwendung digitaler Tools in der Ausbildung oder in dem neu konzipierten Studium nicht fest verortet“, betont Karen Thiele, die kaufmännische Leiterin des St. Bernward Krankenhauses. „Dennoch benötigen Hebammen eine fundierte digitale Kompetenz.“ Durch die Pandemie auf der einen Seite, aber auch durch veränderte Arbeitsmöglichkeiten auf der anderen Seite sei ein sicherer Umgang mit digitalen Tools unumgänglich.
Hier gehört die Arbeit mit der Frau und Familie ebenso dazu, wie die bürokratischen Vorgaben. Einige Hebammen haben bereits die Umstellung auf ein nahezu papierloses Büro vollzogen. Hier wird digital dokumentiert, die Verwaltung der Betreuten wird online erledigt und das Qualitätsmanagement wird ebenfalls nicht mehr als Papierhandbuch geführt. Dies beginnt bereits bei der Abrechnung der erbrachten Leistungen mit den gesetzlichen Krankenkassen.
Die teilnehmenden Schülerinnen konnten im Laufe des Projektes hautnah erleben, dass auch eine Beratung in nicht direktem Kontakt sehr gut möglich ist, was sich die meisten im Vorfeld so nicht vorstellen konnten. Hier waren alle überrascht, wie gut trotzdem eine Basis geschaffen werden konnte und dass die Frauen sich gut beraten und aufgehoben gefühlt haben.
„Das Besondere am Projekt ist die erstmalige Verknüpfung von praktischer Hebammenarbeit mit digitalen Angeboten im festen Kontext der Hebammenausbildung. Bisher gab es vereinzelt Weiterbildungsangebote, um digitale Kompetenzen zu erlangen. Diese wurden aber sehr selten von und mit Hebammen geleitet und ein wirklicher Bedarf war vielen Hebammen auch nicht ersichtlich“, erläutert Karen Thiele.
Da es sich um eine berufliche Ausbildung handelte, konnte der Unterricht auch in Lockdown-Zeiten fortgesetzt werden. „So gesehen hatte das Projekt eher positive Effekte auf die coronabedingte veränderte Ausbildungssituation der Hebammen“, betont Damaris Lahmann, die pädagogische Leiterin des Projektes. „Es war deutlich schneller und einfacher möglich, in die digitale Lehre mit den verschiedenen Möglichkeiten zu wechseln und somit die hohe Akzeptanz der digitalen Tools zu gewinnen.“
© Text: VHS Hildesheim, Foto: Seiffert/St. Bernward Krankenhaus