Bei der Ausbildung von Medizinstudierenden ist das St. Bernward Krankenhaus Hildesheim bundesweit an der Spitze: Es gehört zu den ersten beiden Akademischen Lehrkrankenhäusern in Deutschland, die vom Medizinischen Fakultätentag (MFT) mit einem Gütesiegel für die hervorragende Ausbildungsqualität ausgezeichnet wurden. Mit dem neu eingeführten Zertifikat möchte der MFT angehenden Medizinern eine neutrale Orientierungshilfe bei der Auswahl ihrer Ausbildungsstätte geben. Neben dem St. Bernward Krankenhaus dürfen auch das Bürgerhospital und das Clementine Kinderhospital in Frankfurt am Main ab sofort das Siegel „Zertifiziertes Akademisches Lehrkrankenhaus“ tragen.
In einer Feierstunde in Frankfurt hat der Präsident des MFT, Prof. Dr. Heyo Kroemer, nun den Ärztlichen Direktoren und PJ-Beauftragten des St. Bernward Krankenhauses sowie des Bürgerhospitals und des Clementine Kinderhospitals die Zertifizierungsurkunden überreicht. „Über die Auszeichnung freuen wir uns natürlich sehr“, stellt Prof. Dr. Georg von Knobelsdorff, Ärztlicher Direktor des St. Bernward Krankenhauses, fest. „Besonders das positive Echo der Medizinstudenten zeigt uns, dass wir bei der Ausbildung unserer jungen Ärzte auf dem richtigen Weg sind.“ Das St. Bernward Krankenhaus ist Akademisches Lehrkrankenhaus der Georg-August-Universität in Göttingen.
Das Praktische Jahr (PJ) ist das sechste Studienjahr für angehende Ärzte. In seinem Mittelpunkt steht die Ausbildung am Patienten in den beiden Pflichtfächern Chirurgie und Innere Medizin sowie in einem Wahlfach. Im PJ sollen die Studierenden lernen, die zuvor erworbenen ärztlichen Kenntnisse und Fähigkeiten auf den einzelnen Krankheitsfall anzuwenden. Das PJ bildet damit die Schnittstelle zwischen dem Medizinstudium und der späteren eigenverantwortlichen Tätigkeit als Mediziner.
„Ziel unserer Ausbildung ist es, die angehenden Ärztinnen und Ärzte fit für die reale Arbeitswelt im Krankenhaus zu machen“, erklärt Prof. Dr. Karl Heinrich Scholz, Chefarzt der Kardiologie und PJ-Beauftragter am St. Bernward Krankenhaus. Dies bedeute zum einen, dass die Studierenden ihre theoretischen Kenntnisse vertiefen und praktische Tätigkeiten wie die Diagnosestellung und die Erarbeitung und Umsetzung von individuellen Therapiekonzepten erlernen. „Andererseits sollen sich unsere PJ-Studierenden auch intensiv mit den ethischen Fragen ihrer Arbeit auseinandersetzen“, ergänzt Prof. Dr. Frithjof Tergau, Chefarzt der Neurologie und stellvertretender PJ-Beauftragter am St. Bernward Krankenhaus. „Nicht zuletzt als christliches Haus sind uns Zuwendung und ein empathischer Umgang mit Patienten und Angehörigen besonders wichtig.“
Bei der Zertifizierung überprüfen jeweils zwei unabhängige Gutachter anhand eines Selbstberichts und einer Begehung, ob die insgesamt 24 Qualitätsstandards eingehalten werden. Mit dem Gütesiegel bescheinigt der Zertifizierungsausschuss dem geprüften Krankenhaus, dass die drei Ausbildungsdimensionen „Tätigkeiten am Patienten“, „Betreuung durch die ausbildenden Ärztinnen und Ärzte“ sowie „wissenschaftlich-didaktische Fundierung der Ausbildung“ konzeptionell und im Alltag der PJ-Studierenden in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. „Die Zusammenarbeit mit den Gutachtern lief ausgesprochen gut und reibungslos“, berichtet Prof. Dr. von Knobelsdorff. „Der gegenseitige Austausch von Erfahrungen und Ausbildungszielen war für alle Beteiligten ein großer Gewinn.“
Das MFT-Zert-Gütesiegel gibt Medizinstudierenden eine bundesweit sichtbare Orientierungshilfe bei der Auswahl ihrer Ausbildungseinrichtungen für das Praktische Jahr. Anlass zur Entwicklung war die Novellierung der Ärztlichen Approbationsordnung zum 1. Januar 2014. Medizinstudierende können seitdem ihr Praktisches Jahr bundesweit ableisten und sind nicht mehr wie bisher an die Universitätskliniken, Akademischen Lehrkrankenhäuser und Lehrpraxen ihrer Heimatfakultät gebunden.
Medizinischen Fakultäten und Landesprüfungsämtern erleichtert die Etablierung bundeseinheitlicher Mindeststandards die Beurteilung von PJ-Tertialen in fremden Akademischen Lehrkrankenhäusern, unterstützt die Qualitätskontrolle eigener Kooperationspartner und setzt Impulse zur Steigerung der Ausbildungsqualität. Akademischen Lehrkrankenhäusern bietet das MFT-Zert-Gütesiegel die Chance, ihr Engagement in der PJ-Ausbildung und damit ihr Haus bundesweit sichtbar zu machen.
„Eine qualitativ hochwertige Krankenversorgung benötigt hervorragend ausgebildete Ärztinnen und Ärzte. Die Zertifizierung der PJ-Ausbildung an der Schnittstelle zwischen Medizinstudium und ärztlicher Tätigkeit ist ein wichtiger Baustein einer nachhaltigen Qualitätssicherung des deutschen Gesundheitssystems,“ fasst Professor Kroemer die Intention des Medizinischen Fakultätentages zusammen.
Freuen sich über die Auszeichnung: Die PJ-Studenten am St. Bernward Krankenhaus mit ihren Ausbildern Prof. Dr. Karl Heinrich Scholz (links), Prof. Dr. Georg von Knobelsdorff (vorn), Prof. Dr. Frithjof Tergau (2. von rechts) und Dr. Kyra Schneider (rechts), Leiterin des Qualitätsmanagements. Foto: Seiffert