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St. Bernward Krankenhaus Aktuelles & Presse

Manch einem kommen beim Nähen die Tränen

Der Verein „Sternenzauber und Frühchenwunder“ versorgt seit Jahren unsere Intensivstation für Frühgeborene und unsere Sternenkinder – das heißt, Babys, die während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder nach der Geburt versterben – mit Kleidung, Decken und Erinnerungsstücken.
Kinderkrankenpflegerin Eva Beining und Michaela Bruns zeigen die liebevoll genähten Kleidungsstücke und Decken.

Ein Baby zu bekommen, gehört für die meisten Eltern zu den glücklichsten Momenten ihres Lebens. Doch nicht immer läuft alles wie geplant: Nur gut zwei Drittel aller Schwangerschaften dauern tatsächlich 40 Wochen. Knapp ein Drittel der Kinder kommt viel zu früh zur Welt.

Dank der modernen Medizintechnik können heutzutage selbst Babys mit einem Geburtsgewicht von gerade einmal 500 Gramm überleben. Bei uns im St. Bernward Krankenhaus werden diese allerkleinsten Patienten auf unserer Intensivstation für Frühgeborene versorgt.

Die medizinische und pflegerische Versorgung ist aber nur das eine. Wir sind sehr dankbar, dass unsere Mini-Patienten und ihre Eltern auch von ehrenamtlichen Helfern unterstützt werden – wie zum Beispiel dem Verein „Sternenzauber und Frühchenwunder“.

Michaela Bruns ist eine dieser Helferinnen. Die Mutter von vier Söhnen kennt das St. Bernward Krankenhaus lange und gut. 2001 brachte sie ihre jüngsten Zwillinge hier als Frühchen zur Welt. Beide litten an einem seltenen Gendefekt, dem Mabry-Syndrom, und verbrachten insgesamt zehn Wochen auf der Frühchen-Intensivstation und beinahe das gesamte erste Lebensjahr in verschiedenen Krankenhäusern. Nils, einer der beiden Zwillinge, verstarb im Alter von 20 Monaten. Timo ist mittlerweile 17 Jahre alt.

Der intensive Kontakt, den Michaela Bruns damals zu den Pflegern und Ärzten hatte, hielt bis heute. Und ihre eigene Lebensgeschichte ist auch der Grund dafür, warum sich die 46-Jährige seit etwa zwei Jahren für „Sternenzauber & Frühchenwunder“ engagiert.

Vor etwa fünf Jahren begann Michaela Bruns zu nähen – ohne Kurs, sondern per „Learning by doing“. Erst aus der Not heraus, weil ihr Sohn Timo an einem Abszess litt und er einen Body brauchte, der sich seitlich aufknöpfen ließ. Dann nähte sie auf Anfrage einen weiteren Body für ein Kind mit einer Trachealkanüle. 2015 schließlich machte Michaela Bruns ihr Hobby zu einem Gewerbe und fertigt seither Kleidung für kranke Kinder oder Kinder mit körperlichen Beeinträchtigungen an, unter anderem auch für Frühgeborene im St. Bernward Krankenhaus. Über ihre Kontakte zu anderen „Nähkünstlern“ stieß sie im Jahr 2017 schließlich auf „Sternenzauber & Frühchenwunder“. Schon bald war ihr klar: Hier möchte ich helfen.

Seitdem näht sie zum einen winzige Bodys, Mützchen, Schuhe, bunte Decken für den Inkubator und vieles mehr für Frühgeborene. Zum anderen kümmert sie sich um die Sternenkinder – das heißt, die Babys, die während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder kurz nach der Geburt versterben. Für sie fertigt Michaela Bruns Bekleidungssets, Einschlagdecken und Erinnerungsstücke an. Das können zum Beispiel kleine Herzen sein, von denen eines bei den Eltern verbleibt, das andere wird dem Kind auf seinen Weg mitgegeben. Für viele der Helfer ist das Nähen von Bekleidung für verstorbene Kinder keine leichte Aufgabe. „Mir fällt es zum Glück relativ leicht“, sagt Michaela Bruns. „Vielleicht, weil ich mich aufgrund von Timos Krankheit und von Nils‘ Tod oft und intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt habe.“ Aber viele aus dem Verein hätten weinen müssen, als sie das erste Bekleidungsstück für ein Sternenkind genäht haben.

Mehr als 1700 Mitglieder zählt der Verein „Sternenzauber und Frühchenwunder“ mittlerweile. 800 von ihnen sind aktive Helfer, die Kleidung, Decken und Erinnerungsstücke nähen, stricken, häkeln oder auch mal basteln. Oder die Geschichten schreiben und illustrieren, wie das neueste Projekt des Vereins eindrucksvoll zeigt. In der Geschichte „Wie Harry Hase zu den Sternen kam“ von Carola Gruber und Mandy Retzlaff geht es um Lisa, deren kleine Schwester Kira als Sternenkind auf die Welt kam. „Die Geschichte soll Geschwisterkindern dabei helfen, das Geschehene besser zu verstehen und zu verarbeiten“, erklärt Michaela Bruns. Zu dem Buch bekommen die Kinder einen kleinen Hasen geschenkt. „Es ist wichtig, dass die Kinder etwas zum Festhalten haben, wenn sie ihr Geschwisterchen verlieren.“

Finanziert wird „Sternenzauber und Frühchenwunder“ ausschließlich über Spenden – teils über Geldbeträge, aber auch über Spenden von Stoffen, Wolle, Filz oder Bastelmaterialien. „Wichtig ist dabei, dass die Stoffe aus Jersey, Baumwolle oder Sweatstoff bestehen und hochwertig sind“, stellt Michaela Bruns fest. „Andere verwenden wir nicht, damit kein Frühchen Gefahr läuft, einen Faden einzuatmen oder zu verschlucken.“

Der Arbeitseinsatz der Ehrenamtlichen hingegen ist kostenlos – und unbezahlbar, wie wir vom St. Bernward Krankenhaus finden. Deshalb möchten wir an dieser Stelle Michaela Bruns und allen anderen Helfern von Herzen danken. Und auch ihren Familien, die den Einsatz der Helfer oft tatkräftig unterstützen. So auch bei Michaela Bruns: Ihr Mann hilft ihr seit Jahren bei all ihren Aktivitäten und hält ihr regelmäßig den Rücken frei. Auch Timos und Nils‘ große Brüder Tobias und Pascal unterstützen ihre Mutter, wo sie nur können – und sind selbst bereits ehrenamtlich aktiv. „Darauf bin ich sehr stolz“, stellt Michaela Bruns fest.

Wer mehr über den Verein "Sternenzauber und Frühchenwunder" erfahren möchte, bzw. sich engagieren oder etwas spenden mag, kann sich hier informieren: www.sternenzauber-fruehchenwunder.de

 

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