Mein Sozialpraktikum hatte ich bereits im St. Bernward Krankenhaus absolviert. Von Freunden und vor allem von meiner Oma habe ich viel Gutes über das BK gehört. Also habe ich mich für ein FSJ in der Kinderklinik entschieden, um zu schauen, ob der Beruf der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege tatsächlich das Richtige für mich ist.  

Wie kommt man dazu, seine Freizeit im Zirkus zu verbringen? Sind Ihre Eltern Schausteller beziehungsweise haben sie Berührungspunkte zum Zirkus?
Nein. Meine Eltern haben eine Parzelle auf dem Campingplatz in Sottrum. Ich war von klein auf im Freizeitpark Sottrum. Mit vier wollte ich deshalb auch schon direkt zum Zirkus. Ich habe die Vorstellungen geliebt. Einmal im Jahr kommt ein russischer Kinderzirkus nach Sottrum, und ich war sofort Feuer und Flamme. Die Kinder aus der Nähe von Moskau verbringen ihre Sommerferien dort, trainieren mit uns und wir treten dann gemeinsam mit ihnen im Zirkuszelt auf. Leider war ich mit meinen vier Jahren noch zu klein und musste noch eineinhalb Jahre warten, bis ich endlich in die Manege durfte. Seitdem sind neben dem Reisen Hula-Hopp, Jonglieren und Akrobatik meine größten Leidenschaften. 
Durch den Start in das Berufsleben habe ich natürlich nicht mehr so viel Zeit wie früher. Deshalb trainiere ich jetzt hauptsächlich mit den Kindern Partnerakrobatik. Das ist anstrengend, aber auch toll. Die Kinder sind im Alter zwischen drei und 15 Jahren. Also ein bunter Haufen. Und so kam auch der Wunsch, beruflich etwas mit Kindern zu machen. Das liegt mir einfach.

Aber der Beruf der Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin ist es dann doch nicht geworden. Warum?
Durch das FSJ wurde mir klar, dass eine Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin für mich nicht in Frage kommt. Die Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber für mich war der Schichtdienst nichts. Außerdem sind mir die Wochenenden durch mein Hobby sozusagen heilig. 
Ich bin froh, dass ich das FSJ gemacht habe. Es ist meiner Meinung nach eine gute Möglichkeit, um für sich herauszufinden, ob einem der Beruf liegt. Ich habe in dem Jahr sehr viel gelernt und es hat mich darin bestätigt, dass die Richtung stimmt. So kam ich dann auf den ambulanten Bereich – sprich eine Ausbildung in einer Kinderarztpraxis – wo es nicht den klassischen Schichtdienst aus dem Krankenhaus gibt.

Wie kamen Sie auf das MVZ im Vinzentinum Langelinienwall?
Ich muss gestehen, dass ich mich nicht direkt im MVZ beworben habe, da mir der Begriff „Medizinisches Versorgungszentrum“ nicht geläufig war. Da ich unbedingt mit Kindern arbeiten wollte, habe ich meine Bewerbungen an Kinderarztpraxen geschickt. Unser Kinderarzt aus dem Vinzentinum Langelinienwall war zu dem Zeitpunkt noch am Bahnhof und bei ihm hatte ich mich auch beworben. Meine Bewerbung wurde dann an die Leiterin der MVZs, Frau Grabow, weitergereicht. Bei ihr hatte ich auch mein Vorstellungsgespräch. Ich war begeistert von der Möglichkeit, in der Ausbildung ganz unterschiedliche Fachrichtungen kennenzulernen. Deshalb habe ich mich auch sehr gefreut, als von Frau Grabow die Zusage kam.

Haben Sie Ihre Ausbildung auch direkt in der Kinderarztpraxis begonnen?
Ja, mein erstes halbes Jahr war ich in der Pädiatrie (Kinderheilkunde). Frau Grabow hat schon zugesehen, mir meinen Berufswunsch dahingehend zu erfüllen. Danach bin ich in die anderen Facharztpraxen gewechselt. 

Freuen Sie sich, wenn Sie wieder zurück in die Pädiatrie gehen?
Ich arbeite wirklich gern mit Kindern. Aber die anderen Bereiche finde ich auch super. Ich habe schon jetzt in meiner Ausbildung so viel gelernt und sehen dürfen. Das finde ich sehr spannend. Zudem habe ich festgestellt, dass ich generell gern mit Menschen arbeite – unabhängig vom Alter. Jeder Fachbereich ist anders und auf seine Art interessant. Natürlich liegt das auch an den Kollegen, die einen nett aufnehmen und darauf bedacht sind, einem so viel wie möglich zu zeigen und beizubringen. 

Sie sehen die Rotation während der Ausbildung als Vorteil?
Ja, absolut. Natürlich ist es eine große Umstellung, wenn man die Praxis wechselt. Man muss teilweise wieder von vorne beginnen und neue Dinge lernen. Aber man kann dann auch alles. Und das ist auch ein großer Vorteil, wenn es um den praktischen Teil der Abschlussprüfung geht. Natürlich lernt man in der Schule in der Theorie alle Bereiche kennen. Durch meine unterschiedlichen Einsätze habe ich zusätzlich zur Theorie auch noch die Praxiserfahrung. Ein weiterer positiver Punkt ist, dass ich sehr viel Abwechslung habe. Je nach Praxis arbeite ich mal mehr im administrativen Bereich oder mehr am Patienten. 

Wie fanden Ihre Eltern Ihre Berufswahl?
Meine Eltern haben mich auch im sozialen Bereich gesehen. Aber am meisten hat sich meine Oma über meine Berufswahl gefreut. Ich muss sagen, dass meine Oma ein BK-Fan ist. 

Sie befinden sich nun im dritten Ausbildungsjahr. Wissen Sie schon, ob Sie in dem Beruf bleiben wollen?
Ich hatte schon überlegt, noch zu studieren. Aber mir gefällt mein Beruf richtig gut und daher möchte ich nach meiner Ausbildung auch weiter darin arbeiten. Aktuell kann ich mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen. Es ist so schön zu sehen, wie wir den Patienten helfen können. Viele Patienten schätzen einen und man baut mit der Zeit eine gewisse Bindung zu vielen auf. Mich erfüllt das. Außerdem ist das Miteinander toll. Jeder Mitarbeiter grüßt mich im Haus – auch die, die mich nicht kennen. Ich fühle mich hier wohl. Hinzu kommt, dass mein Beruf sehr abwechslungsreich ist und wir uns den auch so gestalten können. In der Neurologie wechsele ich mich zum Beispiel mit meiner Kollegin ab, was das EEG schreiben, den Demenztest, Spritzen oder die Blutabnahme betrifft. So verbringt keiner von uns den ganzen Tag nur an der Anmeldung. Ich bin sehr froh, dass ich schon während meiner Ausbildung vieles eigenständig übernehmen darf. 

Wie lernt man eigentlich, jemandem Blut abzunehmen?
Heute bekommt man dies in der Schule nur noch theoretisch erklärt. Eine Arbeitskollegin kam auf mich zu und hat gefragt, ob ich die Blutentnahme an ihr üben möchte. Sie hat sich die Ruhe und die Zeit genommen, mir das zu erklären. Dann muss man sich nur noch überwinden. Ich kann verraten, dass es gar nicht so schlimm ist, wie man anfangs denkt. Und es hat auch gleich beim ersten Mal geklappt.

Gerade am Empfangstresen bekommen Sie oft den Frust der Patienten zu spüren. Termine und Erreichbarkeiten sind immer wieder ein Thema. Wie gehen Sie damit um?
Ich bin von Natur aus ein ruhiger Mensch und viele der Patienten befinden sich in Ausnahmesituationen. Wenn man krank ist, fällt es einigen schwer, Rücksicht auf andere Menschen zu nehmen. Aber es kommt schon vor, dass ich Patienten sage, dass es schön wäre, wenn er beziehungsweise sie mich nicht anschreien würde. Generell bin ich aber nicht der Typ Mensch, der anderen gegenüber laut wird. Das würde in meinem Beruf auch eher kontraproduktiv sein.